Die Sage des Erlkönigs

Stille, Stille, in der Nacht
Wozu hast du mich gebracht?
Allein – Allein. Ich gebe Acht –
Ein Ende ohne Glanz und Pracht.

Dumpfe Trommeln stimm' sie an;
Sie spielen meinen Untergang.
Erst dumpf, dann lauter ist ihr Klang –
Kein Engelschor mit schönem Sang.

Sie kommen, sie komm' geschwind;
Rette dich, vergiss das Kind!
Hell ist der Tag doch ich bin blind.
Ihr Kampfgeschrei hallt mit dem Wind.

Holt die Rösser, behuft sie rasch,
Spannt die Zügel nicht zu lasch.
Immer näher rückt ihr Marsch,
Faulend wie ein Hallimasch.

Meine Töchter, ihr sollt fliehn' ;
Eure Häupter sind zu schön.
Mein Sohn, jedoch soll ins Feld ziehn'
Und dem Feind ins Auge sehn'.

Der Herr passiert den Erlenwald
Durch den ein Schuss bald widerhallt.
Ein Schrei der durch die Bäume schallt;
Sein Ende dort erreicht er bald.

Die Winde säuseln durchs Geäst,
Und halten seine Krone fest;
Ein Schweife der ihn nicht loslässt
Gibt König Erl den letzten Rest.

Der König eilt in seiner Not
Zum Flussufer, dort steht ein Boot;
Sein weißes Hemd ist längst schon rot.
Der Fluss ist nah, doch er ist tot.


Comments